Freitag, 15. Februar 2013
gedenken
Manchmal ist es überraschend, wenn ein Mensch stirbt.
Manchmal nicht.
In beiden Fällen steht eines fest: Es bleiben immer einige Posten in der Bilanz des Miteinanders offen. Worte, die nie gesagt wurden, Fragen, die nie gestellt wurden.
Antworten, die man nie gehört hat.
Grundsätzlich bleibt in so einem Fall eine leere stelle. Und es ist egal, ob man es kommen sieht oder nicht. Es ist unmöglich, in so einem Fall alles aufzuholen, was man in einem langen Zeitraum vorher versäumt hat. Geschweige denn, böses Blut zu reinigen.
Wenn ein solcher Fall überraschend eintrifft ist das umso schlimmer, wenn eine gewisse Vorwarnzeit besteht, hat man vielleicht doch eine Chance. Wenn nicht, wird man sich auf ewig ein Monogramm in den Allerwertesten beißen.
Dennoch: der Verlust schmerzt immer. Es fehlt ein Stück des bisherigen Lebens. Scheinbar Grundlos.
Gerade bei Personen, wie Eltern, die einen seit der Geburt begleiten schmerzt es. Man weiß, das in Zukunft bestimmte Dinge fehlen werden. Gespräche, Lachen oder ganz banale Dinge. Weg für immer.
Stattdessen muss man sich Gedanken über eine Beerdigung machen. Wen lädt man ein, wen will man dabei haben. Eine Beerdigung ist ein ganz persönlicher Moment. Für die Hinterbliebenen und auch für den Verstorbenen.
Natürlich wirken Beerdigungen mit vielen Gästen so edel. Aber wie viele davon waren wirklich Freunde. Ich erinnere mich hier „allzu gerne“ an die Beerdigung meines Vaters.
Kurz vor dem Einlass stand eine Frau vor mir und maulte mich an: „Das finde ich aber gar nicht Nett, das du mich nicht begrüßt.“ Ah, ja. „Wer sind Sie?“
Es war meine Patentante, die ich zu diesem Zeitpunkt schon gute 10 Jahre nicht mehr gesehen hatte. Und davor war der Kontakt auch schon.... sagen wir mal Sparsam.
Und wenn man davon ausgehen darf, das Sie deutlich mehr Verpflichtung hat, sich um mich zu kümmern, als umgekehrt, wo liegt dann die Schuld. Oder ist der 9 jährige verpflichtet, der 40 Jahre alten Tante nachzulaufen?
Nein. Dann möchte ich auf meiner Beerdigung doch lieber die letzten Gefährten meines Weges haben und keine „Blutsverwandten“ die sich vorher einen Scheissdreck um mich gekümmert haben.
Ich möchte dann auch keine „Freundesfreunde“ und sogenannten Freunde oder Schwippschwager dritten Grades haben. Sondern die Leute, die mir etwas bedeutet haben. Obwohl ich noch eigentlich noch nicht alt genug bin, um den Sprung in die Kiste zu wagen, sollte ich mich vielleicht doch einmal mit dieser Angelegenheit befassen und eine Liste erstellen. Wer möchte schon Auf seiner Geburtstagsparty Leute haben, die nur den Kuchen weg mampfen und dann wieder gehen. Ohne ein Geschenk da zu lassen.
Hier geht’s weniger um das Geschenk, von dem man nichts mehr hat. Aber ich würde meinen Angehörigen diese Leute auf meiner Beerdigung nicht wünschen. Und ich würde sie auch nicht wollen. Denn sie Fressen den Kuchen, den meine lieben bezahlen.

Und ich fände es auch nett, wenn man nicht zu Beerdigungen geht, wenn einem die Leute nichts bedeutet haben. Leider haben diesen Anstand nicht viele – manche gehen sogar zu Beerdigungen, weil es ihre Pflicht ist. Von Leuten die sie nachweislich gehasst haben. Vielleicht wollten Sie aber auch nur schauen, ob die Todesnachricht keine Ente war.
Warum schreibt man so etwas?
Wenn man auf einer recht langweiligen Nachtschicht sitzt, hin und wieder auf ein Blinken des Monitors reagieren muss, hat man Zeit zum Denken.
Unter anderem an die Freunde und Verwandten, die einem wirklich lieb und teuer waren.
An die eigene Zukunft als Rasendünger. Das man seine Kinder eigentlich immer beschützen möchte. Bis sie erwachsen sind. Mit 60.
Diese Gedanken kommen einem, wenn man sich eine Nacht lang geistig auf eine Beerdigung vorbereitet.
Leb wohl Mama

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der zweite Feiertag
So. Endlich komme ich dazu, mal die Weihnachtsstory zu beenden.
Im Prinzip Isses ganz einfach. Man geht Arbeiten, besucht vielleicht mal ein paar Leute, die man länger nicht gesehen hat und schläft aus. Zwischendurch kümmert man sich darum, den Rest von Weihnachten zu entmüllen. Man überlegt sich, was einem fehlt (ganz klar, das Lachen der Zwerge), was Stört (Das Fernsehprogramm) und was man vermisst.
Was vermisst man? All die Leute, die man als Kind um sich hatte. Eltern, Freunde und co, die einen in der unbeschwerten Zeit begleitet haben.
Vielleicht ein Grund, Weihnachten nicht zu mögen. Es erinnert an bessere Zeiten.
Vielleicht erinnert es auch an die Geschenke, die man als Kind nicht bekommen hat. Die es heute nicht mehr gibt, die einem aber trotzdem gewisse Tränen der Sehnsucht in die Augen Treiben.
Oder die Geschenke, die man bekommen hat, damals nicht mochte und die man heute zu schätzen wüsste.
Was ist das gute an der guten alten Zeit? Ganz einfach: es gibt keine Aktuellen Probleme. Sie sind vergangen.

Nun. Sylvester ist es ähnlich. Wenn man allein sitzt, kann man sich natürlich einen Spiegel hinstellen.
Oder allein irgendwo ein fröhliches Knallfroschwettwerfen mit sich selbst erledigen.
Oder man hockt sich vor die Glotze und ärgert sich über das gleiche Programm auf allen 17 Sendern.
Wohl dem, der sich eine DVD gönnen kann. Oder mit echten Freunden oder der Familie feiern kann.
Ich wird meinen Dienstplanersteller nächstes Jahr die Pistole auf die Brust setzen. Entweder arbeite ich jeden Tag oder habe so Frei, das ich mich über die Feiertage verpieseln kann.

Mit weinenden Grüssen

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